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La Chiana: Fluss, dann Sumpf, schließlich ein Kanal und ein fruchtbares Tal. Clan bzw. Glan bezieht sich in den mediterranen Sprachen auf einen langsam fließenden, schlammigen Wasserlauf (auch heute bedeutet „chiano“ in Kampanien noch „langsam“). Hier gab es eine große etruskische Hauptstadt, Chiusi, die in den folgenden Jahrhunderten durch stehendes Wasser und Malaria sowie durch die kriegerischen umliegenden Städte in die Knie gezwungen wurde. Mit der Anbindung an das Bahnnetz hat die Stadt in jüngster Zeit einen demografischen Aufschwung erfahren, hat aber dennoch nur 10.000 Einwohner. Montepulciano ist der neue Bezugspunkt des Gebiets, aber auf dem gesamten Gemeindegebiet einschließlich der verschiedenen Ortsteile leben nicht einmal 15.000 Seelen. Dann gibt es noch Chianciano, bekannt für die Thermalkuren (7.500 Einwohner). Weiter nördlich leben in Sinalunga, Torrita di Siena und Trequanda zusammen 20.000 Menschen. Der Sinn der heiß ersehnten Stadt, der jedoch nie vollständig verwirklicht wurde, ist ein Symbol für Pienza, das das Wappen eines großen Zentrums hat, aber nicht die Ausmaße. Je weiter man nach Süden kommt, desto dünner besiedelt ist das Gebiet und desto kleiner werden die Siedlungen: Sarteano, San Casciano dei Bagni und Cetona. Jeder Ort des Val di Chiana kann auf eine gegenseitig bewegte Geschichte zurückblicken, wodurch keiner besonders emporsteigen konnte. Somit überrascht es nicht, dass sogar die Diözese zwischen Chiusi, Montepulciano und Pienza aufgeteilt ist. In ähnlicher Weise war in der Vergangenheit ein Teil des Chiusi-Gebiets Teil des päpstlichen Staates. Aber vielleicht gibt es diese ersehnte und nie realisierte Stadt wirklich: Sie heißt Val di Chiana, eine große, seltene und faszinierende polyzentrische Siedlung.
Wenn es einen Aspekt gibt, der das Val di Chiana auszeichnet, dann ist es, dass es sich im Zentrum eines Netzwerks von Kommunikationswegen befindet. Ein Fluss und eine große Ebene in der Mitte haben es als Knotenpunkt zwischen verschiedenen Systemen gewählt. Der Rücken der Chiana war für die Etrusker ein Zielpunkt für Eisen- und Salzfluss von der Küste und ein Ausgangspunkt von landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus dem Hinterland in Richtung Meer. Bis zur Römerzeit konnte man über den Clanis (der Chiana) Rom erreichen (in der Gegend gibt es noch einen Ort, der darauf hinweist: Porto (Hafen). Hier führte die Via Cassia Vetus durch, deren Verlauf von Hadrian genau im Val di Chiana geändert wurde. Die mit den Kriegen zwischen Langobarden und Byzantinern verbundenen Risiken und die anschließende Versumpfung begünstigten die Wege im Innland. Zum Beispiel entlang des Val d'Orcia, die wir heute fälschlicherweise Via Cassia nennen, die mehr oder weniger der Via Francigena oder Via Romea folgt. Unter anderem verlief die Via Teutonica auf der Arezzo- und Latium-Seite des Val di Chiana. So als handelte es sich um natürliche Verbindungen zwischen diesen mittelalterlichen Straßensystemen in einem Netz aus Straßen, Krankenhäusern und Gasthäusern. Formen der Gastfreundschaft waren weit verbreitet, oft in Verbindung mit ritterlichen Orden, und Pilger reisten aus der ganzen Welt an: Der heutige Tourismus ist sicherlich nicht neu für das Gebiet. Dann gab es noch die Via Lauretana, die im Mittelalter Siena und seinen Verbündeten Cortona verband, um auch Assisi und Loreto zu erreichen. Montepulciano war der Knotenpunkt mehrerer Straßen, beispielsweise der aus Amiata kommend. Noch heute dienen Wege und Schotterstraßen dazu, auf abenteuerliche Weise versteckte und wunderschöne Orte zu entdecken.
Jeder kennt die Via Teutonica und die Via Francigena. Sie wurden sehr populär und beziehen sich auf Straßennetze, die Rom, also das Heilige Land, mit den verschiedenen Ländern Nordeuropas verbanden. Diese Wege ersetzten die Via Cassia der Römer, die mehr oder weniger entlang der heutigen Autobahn verlief. Aber es gab Seitenstraßen, wie jene, die gebaut wurde, um die im Hinterland liegenden Lucumonies mit denen der Küste zu verbinden. Nachdem sie Centoia (von centuria (Zenturie)) und die gemauerte Brücke über den Clanis unterhalb von Valiano überquert hatte, traf sie auf die neue Via Cassia Adrianea. Von hier aus führt die alte Route in westlicher Richtung immer noch durch Gracciano (wo es nicht umsonst ein „Podere strada“ (Landgut), dann hinauf nach Montepulciano und weiter ins Val d'Orcia. Sie verläuft weiter entlang der Hänge der Amiata und führt in Maremma hinunter bis nach Talamone und Orbetello. Mit der fortschreitenden Überflutung der Chiana entwickelte sich ein alternatives Straßennetz, das aus der ursprünglichen, immer quer verlaufenden Route hervorging und die verbündeten Städte Cortona und Siena, aber auch Florenz und Montepulciano verband. Aus strategischer Sicht war diese Straße nach dem Überfluten des Tals etwa zehn Jahrhunderte lang die wichtigste in der Region. Von Cortona aus ging es geradeaus über die Ebene bis nach Centoia und erreichte auf einem hügeligen Weg die Burg von Valiano. Sie überquerte den Chianina-Sumpf über die Valiano-Brücke, die zusammen mit der von Chiusi und den drei Brücken von Arezzo die einzige wichtige Passage über den großen stehenden See darstellte. Die Florentiner nutzten den Schutz eines von Valiano gut verteidigten Gebietskanals, der durch die Parcese und die Corbaia (heute Montepulciano Stazione) und die Burg von Gracciano Vecchio führte, um zum Montepulciano-Hügel zu gelangen.
Die Abzweigung der Via Lauretana nach Siena zweigte von der Parcese ab und erreichte das Kloster San Pietro d'Argnano, die Abtei, die zurzeit der Gemeischaft der Villa und der Burg von Abbadia Argnano, einem Ort, der auch als Badia de 'Caggiolari oder Badia Crepaldo, heute Abbadia di Montepulciano, bekannt ist, ihren Namen geben wird in In der populären Erinnerung einiger Einwohner des Dorfes Abbadia ist das Toponym alte Straße (heute Via Morandi) immer noch erhalten, was auf einen kurzen Straßenabschnitt hinweist, der sich auf Höhe der Siedlung Santa Maria von der Via Lauretana löste. Das Toponym lässt keinen Zweifel an der Antike dieser Abzweigung der Via Lauretana, die sich in Richtung Palazzo (Hinweis auf einen befestigten Gutshof), Tombe und Sambuono (zwei Grabstätten aus der etruskischen und römischen Zeit) fortsetzte. Auf der Höhe von Abbadia (Montepulciano war lange Zeit Florenz unterworfen) trat man in den sienesischen Staat ein, ebenfalls in Torrita, und kam am Fuße der Burg Guardavalle und der Gutshöfe Fratta und Amorosa vorbei. Die Route entspricht teilweise der heutigen Landstraße 326. Die Via Lauretana verlief dann durch das Dorf Rigaiolo, danahc hoch nach Collalto, umging Sinalunga, erreichte Asciano und stieg nach dem Passieren des Ombrone nach Taverne d'Arbia und Due Ponti ab, die mittlerweile an den Toren Sienas lagen. Der Name der Straße bezieht sich eindeutig auf Loreto, ein Ortsname, das sich unten in der Ebene unterhalb von Cortona im Gebiet von Sodo befindet. Von hier aus begann der erste gerade erläuterte Abschnitt der Straße, den Repetti als Antica Lauretana definierte, um ihn von der Strada Regia Lauretana zu unterscheiden.
In einem fruchtbaren und seit Jahrhunderten begehrten Gebiet, das von einem schiffbaren Fluss durchquert wurde, wie dem Val di Chiana, begannen die Probleme mit dem Römischen Reich. Um die Überschwemmungen der Paglia, eines Nebenflusses des Tibers, einzudämmen, wurde am Clanis eine massive Mauer (die Große Mauer) errichtet, die zu einer Versumpfung führte und Karl den Großen im Winter 786 nicht daran hinderte, die Via Cassia zu überqueren. Chiusi wurde langsam vom Wasser eingeschlossen, nachdem es im Griff der Langobarden und Byzantiner gehalten worden war, was zum Aufstreben der umliegenden Städte führte. Eine für die Gesundheit gefährliche (Malaria trat ab dem Jahr 1000 auf) und sumpfige Via Cassia führte dazu, dass die Via Francigena und die Via Teutonica zunehmend an Bedeutung gewannen. Dantes Worte in der Göttlichen Komödie sind bezeichnend: „Ein Jammer, gleich als ob die Hospitäler Von Valdichiana zwischen Heu- und Herbstmond“. Die Ausmaße des Sumpfes sind auf der Karte, die Leonardo da Vinci zwischen 1502 und 1503 gezeichnet hat, beeindruckend. Bettolle, heute eine Autobahnausfahrt, war damals ein Hafen. Ab 1551 wurde jedoch auf Bestreben der Medici und Julius III. die Große Mauer abgerissen und der Talboden trocken gelegt. Aber dann begann der Krieg der Gewässer erneut: 1600 lies Papst Clemens VII. die große Mauer wieder hochziehen und baute zwei weitere Dämme (Bastione und Buterone), wodurch die Diözese Città della Pieve als Standort entstand.
Die Trockenlegung in der Toskana ging mit den Rittern des St-Stephans-Ordens in einem Klima des Hin und Her weiter: Wenn der päpstliche Staat 1680 den Damm von Campo baute, um das Wasser wieder zu zurückzuhalten, errichtete das Großherzogtum Toskana das jenen von Callone, worauf der Papst 1780 als Anwort den päpstlichen Callone errichten lies. In einer Vereinbarung wurde der Damm der Wasserscheide zwischen den beiden Staaten im Montelungo-Strom identifiziert: Chiusi Scalo auf der einen Seite, Pò Bandino auf der anderen Seite. Anschließend wurde die große Mauer abgesenkt und Vittorio Fossombroni setzte Ende des 18. Jahrhunderts die Arbeit mit der „Trockenlegung durch Füllen“ fort. Diese Maßnahme zielte auf die landwirtschaftliche Ausbeutung ab, wie das Dutzend großherzöglicher Gutshöfe und mehrere hundert Bauernhäuser, die berühmten Leopoldinen, belegen. Schließlich ließ Alessandro Manetti Schleuse „Chiusa dei Monaci“ demolieren und die rechten und linken Verbindungen bauen, die bis heute funktionstüchtig sind. Entlang des Canale Maestro della Chiana verläuft der Pfad der Trockenlegung, die Straße, die für die Instandhaltung des Kanals genutzt wird und heute für Fußgänger und Radfahrer zugänglich ist.
Ein Theater, eine Akademie, mindestens ein Museum. Dies ist die Regel im Val di Chiana, einem Gebiet, in dem seit jeher Wissen sowie Solidarität und der Wunsch, zusammen zu sein, gepflegt werden: unzählige Vereine und Dorffeste. Aber dieses Land ist vor allem ein Labor des Humanismus, dessen architektonisches „Manifest“ im Bau von Pienza liegt. Die Päpste, die Hochprälaten, die Kulturmänner des Territoriums gehören zu einer Zeit, die mit der Geburt moderner Akademien zusammenfällt, im Gegensatz zu den Universitäten, die - mit wenigen Ausnahmen - der Methode der Scholastik auch während der Renaissance treu geblieben sind. Daher verspürten die Humanisten das Bedürfnis, alternative Kontexte zu schaffen, in denen sie ihren kulturellen Eindruck pflegen können. Die Akademie degli Oscuri in Torrita di Siena verweist auf diese Tradition und die Namen anderer Akademien, der Arrischianti in Sarteano oder der Georgofili Accalorati in San Casciano dei Bagni, die mit ebenso vielen städtischen Theatern zusammenfallen, bleiben erhalten. Es handelt sich um kultische Strukturen und Bewegungen, die auf der Welle der Aufklärung geboren wurden und in der Toskana nicht allzu viele Hindernisse fanden, insbesondere bei Leopold II. Hier die Theater. Neben dem von Torrita, das bis heute eng mit der Akademie verbunden ist, gibt es auch in Petroio (entstanden durch den Willen der Arbeitergesellschaft), in Sinalunga (dem lokal bekannten Musiker Ciro Pinsuti gewidmet) in Chiusi (Mascagni gewidmet) und in Sarteano ein Theater. Letzteres mit dem unvermeidlichen Namen: Arrischianti. Im sienesischen Val di Chiana findet Kultur in zahlreichen Bibliotheken und in der Magie des Kinos mit zwei Multiplexkinos in Sinalunga und Chiusi Platz.
Die Statue des Pflügers aus Arezzo (um 430 v. Chr.) zeigt zwei vor einem Pflug gespannte Ochsen, die den heutigen „Chianini“ ähnlich sind. Dieses Tier, das bis vor einigen Jahrzehnten in der toskanischen Landschaft als „Traktoren“ eingesetzt wurde, teilt das Interesse seiner Herkunft mit den Etruskern. Genetische Studien weisen auf eine mögliche Korrelation mit in Anatolien lebenden Tieren hin, bis hin zur Hypothese einer Migration von Menschen und Tiere im Schlepptau. Über mehr oder weniger einfallsreiche Hypothesen hinaus ist jedoch sicher, dass Ezio Marchi im letzten Jahrhundert mit der Auswahl begonnen hat und so das überleben eines weißen Riesen zur Ernährung des Menschen sichergestellt hat: Das berühmte Florentiner Steak ist aus seinem Fleisch; es ist reich an Proteinen bei gleichzeitig niedrigem Cholesteringehalt. Chianina findet man mittlerweile auf der ganzen Welt, so wie den international etablierten Wein „Nobile di Montepulciano“. Die Seele ist die des toskanischen Sangiovese, aber in der lokalen Variante des Prugnolo gentile, mit seinem unverwechselbaren Geschmack. Es ist nur das Flaggschiff einer Produktion von erlesenen Weinen, auch außerhalb der traditionellen Disziplin, vielleicht wenig bekannt, aber reich an Tradition: Denken wir an den Bianco Vergine della Val di Chiana. Und wie kann man auf den Vin Santo vergessen?
Ein weiterer lokaler Ruhm ist der Aglione des Val di Chiana, die gut zu Tomatensauce und Pici (strikt von Hand zubereitet) passt. Natürlich gibt es andere Variationen in der Würzung und sogar in der Form, wie die Lunghetti di Trequanda oder die Pastrignocchi di Cetona, ein Gericht, das ein wenig den lokalen Ruhm darstellt. Auch das native Olivenöl extra aus Trequanda und anderen Gebieten ist von herausragender Qualität. Das Val di Chiana war schon immer das Tal des Weizens, der historischen Tiere wie des sienesischen Schweins, des Trüffels und der Hülsenfrüchte, wie den „Bohnen“ des Sees.
Die vorhandenen Wasserflächen bieten eine vieflältige Fischfauna, die von Hecht bis Karpfen, von Barsch bis Schleie reicht. In der Nähe des Chiusi-Sees kann man Tegamaccio und Brustico genießen, verschiedene Fische, die gekocht, geschmort oder über Schilf gebraten werden. Zu den lokalen Rezepten zählt auch Bico eine Art Focaccia, die gefüllt wird. Die Liste zeugt von den unvermeidlichen Einflüssen aus Umbrien und dem Latium: Sie reicht von geschmorten Wildschwein bis zu Croutons, von Bruschetta mit Öl bis zu gebratener „Nana“ (Ente). Wurstwaren, Scottiglia und gefüllter Gänsehals sind weitere Bezugspunkte, bevor es zu Desserts übergeht: Ciaffagnoni aus San Casciano Bagni, gebackene Donuts aus Sinalunga, geschlungene Kekse aus Sarteano, Cuculi aus Cetona.